Sunday, October 02, 2005

Das subtile System:


Das subtile System ist das Instrument des Yoga. Es wird in zahlreichen Überlieferungen als „Lebensbaum“ beschrieben. Es ist das feinstoffliche System, dass unsere gesamte körperliche, emotionale, mentale und spirituelle Existenz reguliert und bestimmt. Somit wirkt es sich – in gutem oder weniger gutem Zustand – auf alle Ebenen unseres Seins aus.

Das subtile System besteht im Wesentlichen aus Energiezentren (Chakren) und Energiekanälen (Nadis) und bildet die Grundlage unseres Nervensystems. Durch die Selbstverwirklichung können wir die verschiedenen Zustände unseres subtilen Systems bewusst wahrnehmen. Ist es einmal erweckt, beginnt man die Chakren bewusst im Körper und auch auf den Händen zu spüren. Die verschiedenen Teile der Hand (Handwurzel, Handinnenfläche und Finger) spiegeln den Zustand der Chakren wieder.

Je tiefer unsere Meditation wird, desto klarer erkennen wir den Zustand unseres Systems und können dementsprechend Blockaden in den Chakren und Nadis lokalisieren. So erhalten wir durch die Sahaja Yoga Technik ein wunderbares Instrumentarium zur Selbsterkenntnis. Durch einfache Meditations- und Reinigungstechniken kann der Zustand des subtilen Systems verbessert und harmonisiert werden.

Die Kundalini - Mütterliche Urkraft

Die Kundalini ist eine weibliche mütterliche Energie. Sie ist die Reflexion der Adi Shakti, der weiblichen göttlichen Energie im Menschen und existiert in den meisten in potentieller Form. Sie ruht aufgerollt in dreieinhalb Windungen im Kreuzbein (os sacrum) und wartet darauf erweckt zu werden.

Nur eine Person mit erweckter Kundalini kann einer anderen Person die Kundalini erwecken. Diese steigt dann spontan (sahaja) durch den Sushumna Nadi (Zentralkanal) auf und vereinigt sich im Sahasrara mit dem Atma. Das Aufsteigen der Kundalini ist ein natürlicher Vorgang, der weder durch Willensanstrengungen, Fanatismus, tantrische Praktiken oder andere Manipulationen erzwungen werden kann. Es ist vielmehr ein Akt der Gnade der Natur an uns Menschen.

Die aufgestiegene Kundalini wird dann als kühle Brise über dem Scheitel und auf den Händen spürbar. Dieses Phänomen wurde in Indien Paramchaitanya genannt, im Alten Testament wird von Rhu, der "Kühlen Brise des Heiligen Geistes" gesprochen. Sie wird oft in Form einer Schlange oder Spirale dargestellt.

Die Kundalini ist eine mütterliche Urkraft, deren Aufgabe es ist, unser subtiles System zu schützen, zu reinigen, zu nähren und die potentiellen Qualitäten der Chakras durch uns zur vollen Entfaltung zu bringen. Dies geht einher mit einem Zustand inneren Friedens und innerer Freude und Gedankenfreiheit.

Das Sacrum


Das Steißbein am unteren Ende der Wirbelsäule wurde in Anlehnung an das griechische hieron osteron von den Römern os sacrum (heiliger Knochen) genannt. Die älteste bekannte griechische Nennung erfolgte bei Hippokrates ca. 400 v.Chr. Bei den alten Ägyptern war dieser Knochen Osiris, dem Gott der Auferstehung geweiht. Warum dieser Knochen heiliger Knochen genannt wurde, war jahrhunderte lang ein Mysterium. Einer der Gründe dafür ist mythische Vorstellung, dass dies der letzte Knochen sei, der sich nach dem Tode auflöse, und als notwendig für die Auferstehung erachtet werde.

Auch der Bibel wird angedeutet, dass ein Knochen für die Auferstehung notwendig sei: Psalm 34:21 “Er wachte über alle Knochen. Einer soll nicht zerbrochen werden.” Jüdische, aramäische und arabische Quellen deuten darauf hin, dass dies der erste Knochen sei, der im Menschen geschaffen würde und der bis zum letzte Tag bestehen würde, da es der Samen sei, aus dem der ganze Körper erneuert würde.

Das os sacrum ist der Sitz der Kundalini, die weibliche Kraft des Göttlichen im Menschen. Seine Form ähnelt einem Elefantenkopf. Dies mag der Grund sein, warum Shri Ganesha, der kindliche Gott mit dem Elefantenkopf als der Beschützer seiner göttlichen Mutter Kundalini gilt. Die Qualitäten des göttlichen Kindes Ganesha werden dem Mooladhara Chakra am unteren Ende der Wirbelsäule zugeordnet.

Chakras

Die sieben Hauptenergiezentren oder Chakren sind entlang der Wirbelsäule angeordnet, wirken auf die entsprechen Hauptnervenplexen in unserem Körper und durch diese auch auf die zugehörigen Organe. Die Chakren spiegeln auch bestimme Emotionen, Prinzipien und Qualitäten wider:

1. Mooladhara Chakra: Os Sacrum; Qualität: Unschuld, Weisheit
2. Swadistana Chakra: Unterleib; Qualität: Kreativität, Reines Wissen
3. Nabhi Chakra: Bauch; Qualität: Zufriedenheit, Großzügigkeit, Rechtschaffenheit, Meisterschaft
4. Herz (Anahata) Chakra: Herz/Lunge; Qualität: Liebe, Mitgefühl, Freude, Vertrauen, Sicherheit
5. Vishuddhi Chakra: Hals; Qualität: Kollektivität, Kommunikation, Zeugenschaft
6. Agnya Chakra: Stirn; Qualität: Vergebung, Gedankenfreiheit, Demut
7. Sahasrara Chakra: Kopfscheitel; Qualität: Integration, Friede, Verbindung mit dem Göttlichen, Meditation

Je besser der Zustand der Chakren, desto mehr können wir diese positiven Qualitäten in allen Aspekten unseres Lebens verwirklichen und strahlen diese durch unsere Persönlichkeit und unseren Charakter aus und.

Durch regelmäßige Meditation verbessert sich der Zustand des subtilen Systems und die Energie der Kundalini kann ungehindert fließen.

Die drei Nadis


Die drei Nadis entsprechen Hauptenergiekanälen im Menschen, durch welche subtile Energie fließt. Sie spiegeln drei grundsätzlichen Zustände der Existenz - die Vergangenheit, die Gegenwart, die Zukunft - wider.

Ida Nadi: Der linke Kanal (Mondkanal) steuert unsere Wünsche und Emotionen, erzeugt Erinnerungen und Konditionierungen und speichert die Vergangenheit. Er repräsentiert den Bereich der menschlichen Psyche. Er birgt die weiblichen Yin-Qualitäten wie Güte, Empfänglichkeit, Hilfsbereitschaft und Intuition und formt das Superego auf der rechten Seite des Gehirns.

Pingala Nadi: Der rechte Kanal (Sonnenkanal) steuert unseren physischen Körper und Intellekt, unsere Gedanken und Pläne für die Zukunft. Hier finden sich männliche Yang-Qualitäten wie Tatkraft, Aktivität, rationales und logisches Denken. Er formt das Ego auf der linken Seite des Gehirns.

Sushumna Nadi: Der zentrale Kanal kontrolliert über die Chakren die Funktionen der Organe (größtenteils Funktionen des parasympathischen Nervensystems) und steuert autonome Funktionen wie Atmung und Herzschlag. Er dient als Kanal für die Kundalini und ist verantwortlich für unsere Evolution. Der Sushumna ist für den spirituellen Menschen der Bedeutendste. Seine Energie kann erst dann wirken, wenn die beiden anderen Kanäle im Gleichgewicht sind. In der Meditation werden durch die Kundalini die beiden äußeren Kanäle ausbalanciert und der mittlere Kanal gestärkt.

Atma


Das, was im Sanskrit als Atma bezeichnet wird, wird im Westen mit verschiedenen, oft mehrdeutigen Begriffen umschrieben: der (universelle) Geist, das Selbst oder im Englischen der Spirit.

Das Atma ist die Reflexion des Göttlichen, welches jeder Mensch in seinem Herzen trägt. Die Seele des Menschen ist der Spiegel, in dem sich das immerwährende, allmächtige, allesdurchdringende, absolute Göttliche (Brahma, Shiva, Allah) als Atma reflektiert.

Das Atma wird oft als flammendes Herz dargestellt.